Angedacht
Viel Zeit …
„Das Ganze braucht ja nur 5 Minuten täglich.“, sagt die Verkäuferin zum Kunden. Aha, wieder nur 5 Minuten, denkt der Kunde. Wenn er einmal alle „nur-5-Minuten-täglich“ zusammenrechnet, kommt er auf mindesten 27 Stunden. Schade, so viel Zeit steht ihm ja leider nicht zur Verfügung. Und wenn er alle „nur-5-Minuten“ beachten will, bleibt ihm fürs Leben leider gar keine Zeit mehr übrig.
Darum ist es sehr ratsam auszusortieren. Und was man nicht braucht, weglassen. Was ist wirklich wichtig für mich, was tatsächlich nötig? Diese Frage stellen sich ganz bestimmt die Meisten von uns. Wir teilen unsere Zeit gut ein. Ja, wir sollen uns ausreichend bewegen, gesund ernähren, mit dem Geld achtsam umgehen, keine unnötigen Dinge verbrauchen, wegen der Umwelt usw. Die Liste der wirklich wichtigen Dinge ist lang. Aussortieren und das Gute behalten, das tun wir doch im Grunde von ganz alleine.
Und dann kommt Paulus, der seinen Gemeindegliedern in Thessaloniki genau dies ans Herz legt: „Prüft aber alles und das Gute behaltet.“ (1. Thess 5,21) Das ist die Jahreslosung 2025. Ja doch, schon wieder „nur-5-Minuten“: Prüfen. Das kostet bestimmt viel Zeit. Und vor allem: Wie geht das? Wie prüfe ich, ob etwas wirklich wichtig und gut ist für mich und für alle andern?
Da denke ich an eine Künstlerin, die eifrig an ihrem Bild malt. Sie beugt und verrenkt sich vor ihrem Werk und tupft und streicht akribisch mit dem Pinsel hin und her. Von Zeit zu Zeit aber richtet sie sich auf, tritt einige Schritte zurück und schaut sich das ganze Bild in Ruhe an. Ist es richtig so, sieht es insgesamt gut aus, auch mit dem zuletzt gemalten Detail? Ja: dann ist gut. Nein: dann wieder weg damit.
„Zurücktreten und Betrachten“ - das scheint der eigentlich wichtige Ratschlag zu sein. Mal zurücktreten von all dem, genau hinschauen auf das große Ganze. Es auf sich wirken lassen. Dann zeigt sich, ob es gut und richtig ist. Beim Blick aufs Leben heißt dieses „Zurücktreten und Betrachten“: Besinnung.
Und gerade dafür genügend Zeit übrig zu haben, das wünsche ich Ihnen!
Paulus hätte seinen Gemeindegliedern am Ende seines Briefes eigentlich gar nicht raten müssen, dass sie das Gute behalten. Das tun die, wie wir auch, von ganz allein. Sinnvoller als ein solcher Rat, der wie eine Mahnung klingt, wäre doch, den Menschen dort zu wünschen, dass Gott mit ihnen einverstanden ist, er sie begleiten möge und ihnen genug Zeit und Ruhe schenkt, dass sie sich wohl fühlen und besinnen können. Kurz: den Segen Gottes zusprechen.
Ja, genau das wünsche ich Ihnen auch für die Tage des Winters und des ganzen neuen Jahres: Viel Zeit zur Ruhe und Besinnung und vor allem: Gottes Segen!
Ihr Pfarrer Thomas Jourdan